Expert Views

Published on May 19, 2015

Die strategische Sicht auf die Digitale Transformation

Die Digitalisierung schreitet voran und hinterlässt ihre Spuren in Unternehmen verschiedenster Branchen. Der Begriff beschreibt den fundamentalen Wandel eines Unternehmens hin zu einer vollständig vernetzten digitalen Organisation. Auf Basis von neuen Technologien und Applikationen werden immer mehr Prozesse und Prozesselemente umgestaltet und an die Anforderungen der digitalen Ökonomie angepasst.

Im Rahmen der Studie „Digital Business Readiness“ der Crisp Research AG in Kooperation mit der Dimension Data AG & Co. KG wurden 2014 100 Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern verschiedener Branchen zum Thema Digitalisierung befragt. Dabei wurden Informationen zu Bekanntheit und Investitionsbereitschaft in die Digitalisierung, der Herangehensweise bei der Entwicklung sowie der Rolle der IT gesammelt.

Da die Digitalisierung eine Neuorganisation der Geschäftsprozesse erfordert, müssen die Unternehmen sich dieser vor allem aus einer strategischen Perspektive nähern. Deshalb stellt sich die Frage, inwieweit eine strategische Ausrichtung der IT und die Unterstützung durch das Top-Management in diesem Zusammenhang wichtig sind.

Digitalisierung ist mehr als ein IT-Paradigma

Was bedeutet „Digitale Transformation“ für Sie? Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen beantworten diese Frage mit dem Begriff „IT-Paradigma“. IT-Abteilungen gelten zunehmend als Lenker des digitalen Transformationsprozesses, denn sie sind für die Planung und Umsetzung verantwortlich. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Veränderungen im Unternehmen auch immer seitens der oberen Führungsebene unterstützt werden müssen. So bezeichnen jeweils 29 Prozent der befragten Unternehmen die Digitale Transformation als ein Organisations- beziehungsweise Business-Paradigma. Eine wichtige Aufgabe ist das Hinterfragen und die Überarbeitung neuer Geschäftsmodelle und -prozesse. Weitere 11 Prozent sehen in der Digitalen Transformation den Kunden an erster Stelle.

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Im Zuge der Digitalisierung sehen sich die Unternehmen in unterschiedlichen Rollen. Bei ihrer Selbsteinschätzung fällt auf, dass sich 39 Prozent als aktive Gestalter beziehungsweise Profiteure der Digitalen Transformation verstehen. Vor allem die IT-Entscheider ziehen positive Rückschlüsse aus dem Veränderungsprozess – schließlich agieren sie dabei als Auslöser und Umsetzer. 42 Prozent der Befragten bezeichnen sich als Mitläufer, das heißt, dass nur die notwendigsten Schritte hin zu einer Digitalisierung unternommen wurden. Im Gegensatz dazu sehen sich 19 Prozent sogar als Skeptiker, die der Digitalisierung noch keinen hohen Wert beigemessen haben. Grundlegend ist, dass sich jedes Unternehmen der Digitalen Transformation stellen muss, da sonst die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit in Zukunft gefährdet sein werden. Dies verdeutlicht wiederum, dass sich die Unternehmen dem Thema auf oberster, strategischer Ebene widmen müssen.

Unternehmensübergreifendes Phänomen

Die Digitale Transformation hat Auswirkungen auf nahezu alle Unternehmensbereiche. 73 Prozent der in der Studie befragten Unternehmensentscheider finden, dass der Strategiebereich stark durch die digitale Veränderung beeinflusst wird. Hier erkennt man, dass größtenteils erkannt wurde, dass eine bereichsübergreifende und umfassende Sichtweise wichtig ist. Weiterhin werden die meisten Veränderungen im Bereich des Kundenservices und des Vertriebs gesehen. Dadurch werden besonders neue Werkzeuge und Methoden für die Kundeninteraktion eröffnet. Bei den Industrieunternehmen gibt es zudem einen hohen Einfluss auf den Bereich der Produktion. Auch Bereiche wie die Personalabteilung, die Logistik oder Forschung und Entwicklung müssen ihre Prozesse auf die Digitalisierung ausrichten.

Eine abteilungsübergreifende Sichtweise setzt voraus, dass die einzelnen Fachabteilungen in gleicher Weise „umdenken“, was eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit erfordert. Dabei kann eine entsprechende Unternehmenskultur der IT-Organisation förderlich sein. Traditionelle Formen wie eine Prozess- und eine Beratungs-Kultur werden von den meisten Unternehmen als notwendig angesehen. Da vor allem die Geschäftsprozesse grundlegenden Änderungen unterliegen, werden ein Prozess-Know-how und eine beratende Funktion der IT-Organisation vorausgesetzt.

Relativ neue Unternehmenskulturen sind die Developer-, Startup- und die Leadership-Kultur, wobei letztere bei den Unternehmen die höchste Zustimmung erhält. Das verdeutlicht, dass die IT-Abteilungen vermehrt eine Führungsrolle einnehmen, die eine strategische Beratung beinhaltet. Somit sind sie ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg. Die oberste Führungsebene kann diese neuen Organisationskulturen unterstützen, indem sie eine förderliche Arbeitsumgebung schafft. Ein solches Umfeld ist charakterisiert durch Freiraum für Kreativität und Innovationen, besonders vor dem Hintergrund, dass Veränderungen immer häufiger und mit höherem Tempo geschehen. Geschäftsmodelle und -prozesse werden flexibler und Entscheidungen werden schneller getroffen. Das Top-Management fungiert damit sozusagen als Vermittler zwischen den Fachbereichen und der IT, da es am besten einen Überblick über alle Prozesse und Aktivitäten bewahren kann. Darüber hinaus ist die Geschäftsführung ein wichtiger Akteur als Schnittstelle zu externen Partnern, Lieferanten und Kunden und sichert die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Eine tragfähige Strategie als Voraussetzung

Der Großteil (93 Prozent) der befragten Unternehmen in Deutschland sieht sich gut bis sehr gut auf die Digitale Transformation vorbereitet. Somit werden eher Chancen als Risiken mit der digitalen Umstellung verbunden. Besonders die gute wirtschaftliche Lage Deutschlands und die starke Wettbewerbsposition vieler Branchen sowie die damit verbunden Vorteile für Unternehmen, wie beispielsweise die einfacheren Kreditmöglichkeiten, begünstigt diese Sichtweise. Diese allgemeine Hochstimmung der Unternehmen sollte aber nicht davon ablenken, dass es beim Aufbau neuer, leistungsfähiger IT-Infrastrukturen noch weitaus Nachholbedarf gibt.

Um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, benötigen die Unternehmen möglichst frühzeitig eine tragfähige und eindeutige Strategie als Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Transformationsprozesses. Auf die Frage, wie es um die Digitale Transformationsstrategie der Unternehmen konkret steht, antworten etwas weniger als die Hälfte der Befragten (43 Prozent), dass sie sich gerade in der Strategiebildung befinden. Etwa genauso viele (42 Prozent) bestätigen, dass sie ihre erarbeitete Strategie bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt haben. Weitere drei Prozent geben an, bislang keine Strategie für die digitale Transformation entwickelt zu haben und 12 Prozent der Unternehmen haben zwar eine entwickelt, sind aber skeptisch, ob diese auch wirklich umgesetzt wird.

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Erst die nächsten Jahre werden zeigen, ob die implementierten Strategien der befragten Unternehmen erfolgsversprechend sind. Diejenigen Unternehmen, die sich noch nicht ausreichend mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sollten unbedingt an einer klar formulierten digitalen Strategie arbeiten, denn sonst wird es ihnen schwer fallen eine neue, einheitliche und abteilungsübergreifende Denkweise zu implementieren. Durch den Anstoß der Digitalen Transformation des Top-Level-Managements „von oben“ wird nicht nur die Bedeutung der internen IT vergrößert, sondern diese wird durch eine vorgegebene Strategie bei der Ausführung der Veränderungsprozesse in die richtige Richtung gelenkt.

Bei der Umsetzung der Digitalen Transformation sind strategie- und fachbereichsspezifische Kompetenzen ausschlaggebend. Vor der Implementierung ist daher eine effiziente Planung notwendig. In der Studie werden die Unternehmen auch gefragt, inwieweit sie die Digitale Transformation mit eigenen oder externen Kenntnissen angehen. Ein Drittel (34 Prozent) gibt an, die Digitalisierung primär mit eigenen Mitteln voranzutreiben. Die Mehrheit jedoch verschafft sich dabei die Unterstützung durch externe Partner. Hiervon versprechen sich die Unternehmen einen Nutzen aus den Branchen- und Prozesskenntnissen und erhoffen sich so mehr Innovationen.

Ein wichtiger Schwerpunkt externer Partner, wie beispielsweise Accenture, ist das Consulting und somit die Unterstützung während der strategischen Planungsphase. Darunter fallen die Entwicklung von neuen digitalen Geschäftsmodellen sowie -prozessen. Da aber auch der technische Kenntnisstand für große Transformationsprozesse in vielen Unternehmen noch nicht so groß ist, werden Partner wie HP, Microsoft, IBM und Experten wie T-Systems und Dimension Data wegen ihres Expertenwissens zu Rate gezogen. Hauptaufgaben der Partner sind dabei der Aufbau moderner Infrastrukturen auf Basis von Cloud- und SDN-Technologien, die IT-Integration und der Betrieb von IT-Umgebungen – technische Fähigkeiten also, die nicht in jedem Unternehmen vorhanden sind. So lagern 47 Prozent der Unternehmen zwischen 20 und 80 Prozent ihrer IT auf externe Rechenzentren und Infrastrukturen aus.

Insgesamt zeigt sich, dass deutsche Unternehmen positiv gegenüber der Digitalisierung eingestellt sind. Bei der Umsetzung des Transformationsprozesses ist eine strategische Einbindung der Thematik unerlässlich, da eine bereichsübergreifende Sicht eingenommen werden muss. Die meisten Unternehmen befinden sich bereits in der Strategiebildung und haben diese teilweise bereits in die Praxis umgesetzt. Allerdings müssen sich diese Strategien oftmals noch in der Praxis bewähren. Um eine digitale Strategie erfolgreich zu implementieren, bedarf es umfangreichen Kenntnissen auf strategischer und IT-operativer Ebene, die beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern erlangt werden können. Die Digitale Transformation wird einen wichtigen Wandel in allen Unternehmensgrößen und Branchen auslösen und ist so von hoher strategischer Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Weitere Informationen zur Studie “Digital Business Readiness” in Kooperation mit Dimension Data erhalten Sie unter diesem Link.