Expert Views

Published on Nov 15, 2017

IoT-Anbieter-Landschaft

  • Das Crisp Research Vendor Universe IoT hat bereits 87 IoT Player auf dem Radar
  • Auch vor dem Vergleich und einer Bewertung ist die Liste als “Long-List” hilfreich für eine moderne IoT Sourcing-Strategie
  • Einige Hersteller bieten sowohl Cloud-Dienste als auch IoT-Edge Software/Devices an, aber nur sehr wenige Development Dienstleistungen und Cloud- oder Edge-Angebote.

Wie wir im letzten Analyst View zum Thema IoT bereits angekündigt haben, ist der Research zum Vendor Universe IoT in vollem Gange. Das Crisp Vendor Universe ist der unabhängige Vergleich von Produkt-Anbietern und Service-Providern. Dabei sind die Bewertungskriterien in die zwei Hauptkategorien “Product/Service Value Creation“ und „Vendor Performance“ mit jeweils fünf Unterkategorien aufgeteilt. Die „Product Value Creation“ konzentriert sich auf die Marktreife und den Produktnutzen, sprich den Beitrag zur digitalen Wertschöpfung des jeweiligen Angebots. Die „Vendor Performance“ umfasst alle unternehmensbezogenen Charakteristika, die Auskunft über die Leistungsfähigkeit, Kundenorientierung, Verlässlichkeit und Innovationskraft geben.

Der IoT-Markt etabliert sich gerade erst richtig. Permanent kommen neue Produkt/Cloud Anbieter hinzu oder immer mehr etablierte Systemintegratoren weisen eine ernsthafte IoT-Qualifikation vor. Letztere sind oft große etablierte Dienstleister, die aber ihre Möglichkeiten noch nicht vollständig entfaltet haben. Diese erwarte wir im “Challenger” Quadrant. Gleichzeitig sprechen wir auch mit vielen Newcomern und Start-Ups. Meist noch zu klein um global aufzutreten, bieten diese Firmen aber oft vielversprechende Lösungen für bestimmte Herausforderungen. Wir erwarten also auch einige jüngere Hersteller im “Innovator” Quadrant. Für Anwender ist auch wichtig zu wissen, dass Crisp Research alle Anbieter unabhängig davon untersucht, ob sie eine kommerzielle Beziehung zu Crisp Research haben. Nur dadurch ist der Vendor Universe wirklich unabhängig.

Das besondere beim Crisp Vendor Universe ist zudem, dass wir versuchen das ganze IoT-Universum abzubilden. Im vorigen Analyst View haben wir bereits die vier Marktsegmente vorgestellt:

  • IoT Cloud Backend-as-a-Service
  • IoT Edge Technologies
  • IoT Development Services
  • IoT Telco Stacks

Diese Segmente werden zwar zur besseren Übersicht in einzelnen Quadranten dargestellt, wir betrachten jedoch alle Angebote jetzt und im Vergleich zueinander. Wenn man einmal von den IoT-Telco-Stacks absieht, die ja direkt von Telcos gekauft werden um damit andere IoT Dienste darzustellen, fällt eine wichtige Anforderung in aktuellen Anwender-Projekten auf: IoT-Anwender, die versuchen eine IoT-Anwendung oder Domain-spezifische Plattform zu entwickeln, möchten gerne so wenige Lieferanten wie möglich haben. Dieser verständliche Ansatz der “Provider-Consolidation” reduziert nicht nur die Komplexität des Einkaufs und der Vertragsgestaltung, es hat durchaus operative Vorteile, beispielsweise später bei der Fehlersuche oder dem Applikations-SLA.

Diese Fragestellung hat uns motiviert zu untersuchen, welche Hersteller mehrere der drei IoT-Marktsegmente (ohne Telco-Stacks) für sich beanspruchen. Das nachstehende Bild gibt den aktuellen Arbeitsstand unserer Evaluation und Bewertung wieder. Im Laufe der folgenden Wochen beantworten diese Hersteller einen Fragebogen und können Crisp Research eine Briefing-Session anbieten. Daraus könnte sich das Bild in einzelnen Fällen verschieben. Grundsätzlich können lassen sich aber schon jetzt folgende Aussage zur IoT-Anbieterlandschaft treffen:

  • Das IoT-Triple-Play können nur sehr wenige. Selbst bei den Schwergewichten der Branche wie IBM bedarf es einer gemeinsamen Sicht auf die IBM Services, die Implementierungs-Dienstleistungen anbieten und die IoT Cloud Backend Service, die auch das Management von Edge-Device abbilden. Da IBM mehr und mehr die traditionelle Trennung zwischen IBM Software und IBM Services aufgibt und sich besonders unter dem Watson IoT Brand gemeinsam den Kunden präsentiert, positionieren sie sich als einer der wenigen IoT-Triple-Play Anbieter in Deutschland. Dem gegenüber stehen aber auch kleinerer Innovatoren, wie beispielsweise die ursprünglich aus Italien stammende und inzwischen weltweit aktive Eurotech. Auch die Telcos mit einem Systemintegrator im Portfolio, wie die Deutsche Telekom mit der T-System, bieten den IoT-Triple-Play in Deutschland an. Obwohl IoT Backend Technologien meist von anderen Telco-Stack-Anbietern bezogen werden und Edge Devices als OEM von global agierenden Device-Herstellern kommen, ist die Wahrnehmung beim Anwender, dass das Sourcing über einen einzigen Lieferanten stattfindet.
  • Das Cloud & Edge-Duo beanspruchen viele Hersteller. Auch wenn kaum ein Unternehmen seine Historie verleugnen kann, ist der Trend offensichtlich. So integrieren selbst traditionelle Edge-Anbieter wie Beckhoff oder Wago ihre Devices in führende IoT Backends, wie den Azure IoT Hub oder trauen sich bereits mit eigenen IoT Cloud Backends auf den Markt. Auf der anderen Seite verstehen immer mehr Backend- bzw. Native Cloud-Player, wie SAP oder AWS, dass man IoT-Daten in vielen Fällen “on-the-edge” zwischenspeichern oder vor-verarbeiten muss. Deshalb finden sich im Cloud & Edge-Duo Vertreter beider Gruppen.
  • Development Services vertragen sich selten mit Produkten. Während die Schnittmenge zwischen Cloud- und Edge-Anbietern sehr groß ist, sind doch die meisten Development Service Provider auf die kundenspezifische Erstellung von Software fokussiert. Als Ausnahmen sehen wir neben den wenigen Triple-Play Anbietern nur drei Engineering Firmen: Die Stuttgarter Sotec die bereits Skills für Azure, AWS und sogar Google IoT vorhält und gleichzeitig kundenspezifische Devices zur Datenerfassung entwickeln kann. Auch die Robotron Datenbank GmbH geht einen ähnlichen Ansatz mit dem eigenen Robogate. Letztlich drängen auch die Indischen Dienstleister, die einen Hardware Produkt-Background haben wie Tech-Mahindra oder Tata in diese Position. Abgesehen davon bestätigt sich im IoT Markt die alte These, dass Unternehmen die gute kundenspezifische Software entwickeln, keine Produkt-DNA haben und anders herum.

Auch vor der genauen Analyse und dem direkten Vergleich dieser Anbieter im Crisp Vendor Universe IoT, das Anfang 2018 veröffentlicht wird, ist diese Einordnung von Anbietern heute schon hilfreich. So können Anwender ihre IoT-Sourcing-Strategie aufbauen und die richtige Kombination suchen. Natürlich hängt die Wahl von der jeweiligen Situation und der eigenen Positionierung als Unternehmen ab. Wir empfehlen jedoch in den meisten Fällen eine Kombination aus einem Cloud & Edge-Duo und einen Development Services Anbieter der genügend gute Ressourcen hat und Erfahrungen in agiler Entwicklung vorweisen kann.

Crisp Research ist weiterhin transparent bei der Recherche zum IoT Vendor Universe. Nachdem nun die Liste der involvierten Anbieter nahezu final ist, arbeiten wir noch in den letzten Zügen an den Fragebogen, die wir in Kürze allen genannten Herstellern zuschicken werden.