Expert Views

Published on Oct 01, 2019

Red Hat auf dem Weg zum Hybrid Cloud Native Player No. 1!?

  • Red Hat steht seit Jahren für Open Source Computing auf Enterprise Niveau – Dank IBM und dem Cloud Native Hype ist Red Hat mehr denn je im Fokus
  • Red Hat lebt Offenheit und Community. Sie entwickeln sich vom Plattform- zum “Environment-Provider” mit immer mehr Lösungen rund um Linux, OpenShift & Co.
  • Setzt Red Hat auf die richtige Strategie und kann in der Hybrid Cloud Maßstäbe für digitale Infrastrukturen setzen?

Nicht erst seitdem IBM Red Hat übernommen hat, ist der Linux- und Open-Source-Anbieter zu einem der heißesten Player im Enterprise Computing avanciert.

Insbesondere die derzeitige Bewegung in Richtung Cloud Native und Open Source Communities der Unternehmen bringt Red Hat in eine gute Ausgangsposition, um noch mehr in den Vordergrund der IT-Entscheider zu rücken.

Crisp Research hatte die Chance, am vergangenen Donnerstag den Red Hat Analyst Day in London zu besuchen und dort die neuesten Informationen zu Strategie, Produkten und Partnern kritisch mit dem Management zu diskutieren und reflektieren.

Open Source wird zum Lebensmotto der Enterprises

Es hat lange gedauert, bis die Unternehmen flächendeckend Open Source als ernste Alternative zu ihren proprietären Stacks ausgemacht haben. Lange Zeit war die Entwickler- und Open Source-Community eher unter sich und allenfalls der Lieferant für agile Konzepte oder kleine Projekte. In den seltensten Fällen beruhte die gesamte IT eines Unternehmens auf Open Source.

Dennoch hat Red Hat von Beginn an auf Open Source und Enterprises gesetzt. Damit waren sie anfangs eine Art Nischenplayer, der jedoch schnell gezeigt hat, welches Potenzial hinter dieser Idee steht.

Mittlerweile ist Red Hat bei über 1 Mio. realisierter Projekte angekommen und hat ganz nach dem Motto von Open Source in zahlreichen Technologien als Kontributor, Initiator oder Förderer seine Finger im Spiel. Das ist sogar nur der Anfang.

Quelle: Red Hat

Mit dem Siegeszug der Cloud Native Technologien und der zunehmenden “Openness” der Provider, IT-Dienstleister und Unternehmen wird Open Source in Zukunft eine gewaltige Rolle für die Enterprise-IT spielen.

Zahlreiche Unternehmen, darunter auch die Automotive-Riesen wie BMW oder Daimler, bekennen sich offen zu Open Source und rufen konzernweit “Open Source First” aus. Dies gilt sowohl für die innovativen Digitalabteilungen als auch für den Betrieb der traditionellen Enterprise-, Office- oder Produktions-IT.

Die Technologie und das Community Engagement sind derzeit nicht nur en vogue und im Hype, sondern leiten eine neue Ära des IT-Betriebs ein. Co-Creation, offene Technologiekonzepte und der Zugang zu den besten Entwicklern der Community haben klare Vorteile und werden Unternehmen bei ihrer Digital Innovation Journey den entscheidenden Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern geben können.

Red Hat bringt Cloud Native in die Hybrid Cloud

Die Unternehmen kommen schnell in ein scheinbares Dilemma. Auf der einen Seite sind Innovation und der Einsatz der neuesten Technologien für die Unternehmen wichtig, auf der anderen Seite sollen aber auch bestehende Assets weitergeführt und die Idee der Hybrid Cloud im Unternehmen zumindest mittelfristig durchgesetzt werden können.

Das trifft für die Kubernetes-Strategie von Red Hat fast optimal zu. Mit dem Angebot von Kubernetes-Native Ressourcen in Kombination mit den eigenen Management, Middleware, OS und PaaS-Services erhalten die Unternehmen umfangreiche Freiheitsgrade, was die zugrundeliegende Architektur angeht.

Quelle: Red Hat

Dank Red Hats Plattformunabhängigkeit ist es tatsächlich beinahe egal, welche Infrastruktur zugrunde liegt. Von On-Premise und Bare Metal Servern bis hin zur Public Cloud erhalten die Unternehmen einen einheitlichen Management- und Orchestrierungs-Layer, auf dem zumindest theoretisch alle Workloads betrieben werden können.

Wenngleich das nicht immer vollständig möglich sein wird, da Applikationen unter Umständen nicht auf einer einheitlichen Oberfläche betrieben und orchestriert werden können, unterstreicht Red Hat ganz klar die Möglichkeit, Cloud Native Technologien auch für traditionelle Infrastrukturen und Anwendungen einsetzen zu können. Damit geraten Konzepte wie das einst so attraktive Modell der bimodalen IT zur Freude der Anwender stark ins Abseits.

Quelle: Red Hat

Vom Platform-Provider zum Environment-Provider

Open Source ist jedoch unter dem Strich nicht nur Technologie, sondern ein grundlegendes IT-Konzept. Das sieht auch Red Hat so und möchte über die Plattform hinaus direkt die ganze digitale Umgebung der Unternehmen begleiten.

Der Anbieter- und Technologieneutrale Ansatz ist dabei von größter Bedeutung. IBM ist zwar der Dachkonzern des Unternehmens, eine Exklusivpartnerschaft scheint aber bei weitem nicht in Aussicht zu stehen. So kann Red Hat sehr authentisch den Open Source und Digital Journey der Unternehmen begleiten.

Dazu zählt nicht nur das wohl breiteste Portfolio an Technologien und Services, sondern auch die kulturelle und transformationale Komponente, die eingebracht werden soll. Gemeinsam mit seinen Partnern, sowohl den Technologie- und Lösungsprovidern wie auch den Dienstleistern mit direkter Kundenschnittstelle wird Red Hat hier in Zukunft seinen Stempel aufdrücken und über die Multiplikatoren die gesamte Digital Innovation Journey durchziehen.

Red Hat auf dem Weg zur Unsterblichkeit?

Red Hat setzt derzeit auf die richtigen Pferde und kann glaubhaft beweisen, dass der IBM Deal sie nicht in eine Ecke gedrängt hat, welche die Grundphilosophie des Unternehmens erschüttern würde.

Dennoch ist nicht alles, was Red Hat derzeit in seinem Plan vorsieht, automatisch von Erfolg gekrönt. Der Weg vieler Unternehmen in die Cloud Native und Open Source Welt ist weit. Die Brücke mit der Hybrid Cloud ist ein guter Ansatz, aber nicht alleine ausschlaggebend. Hier wird Red Hat seine Partner ganz besonders brauchen, um gerade die individuellen Bedarfe und Situationen besonders gut abbilden zu können.

Trotz Open Source in allen Lebenslagen ist Red Hat in seinem Portfolio mittlerweile so groß, dass es in der Kommunikation beinahe schon aussieht, als sei ein proprietärer Anbieter mit riesen Stack am Werk. Damit heißt es Vorsicht vor einem Vendor Lock-In. Denn die Unternehmen werden zwar technologisch dank Open Source immer eine Exit-Strategie parat haben, die Abhängigkeit und Selbstverständlichkeit von Red Hat Technologien auf der Infrastruktur kann ihnen jedoch auch Schwierigkeiten bereiten.

In Zukunft wird Red Hat vermutlich viele namhafte Unternehmen zu ihrem Kundenkreis zählen können. Wenn sie die derzeitige Strategie konsequent verfolgen, landen sie in Sachen Hybrid Cloud, Cloud Native und Open Source Infrastrukturen überall auf der Shortlist. Wenn sie beweisen können, dass diese Strategie nachhaltig funktioniert, IBM weiterhin nicht zu präsent wird und der Ausbau der Partnerlandschaft funktioniert, stehen die Chancen für einen Siegeszug der roten Hüte Stand heute richtig gut.